Die Sage der Geister


Aus „Clothilde erzählt Herbolzheimer Sagen" nach Claudia Bühler, erschienen im Centaurus Verlag.

Geisterwanne

Anfang des 12. Jahrhunderts stand auf dem Herbolzheimer Berg im Gewann Hüttenbühl eine Burg. Diese Festung war erbaut im Stil der damaligen Zeit. Die Grundmauern waren aus Stein gehauen und der Aufbau aus Holz. Die Burg bestand nur etwa 100 Jahre und ist danach zerfallen.

Der letzte Ritter der Heriboths lebte auf der besagten Burg mit seiner jungen Ehefrau in Glück und Frieden, als er eines Tages die Aufforderung des Herzogs von Zähringen erhielt, diesen auf seinem Kreuzzug zu begleiten. Die junge Ehefrau war darüber sehr betrübt, wusste sie doch, wie gefährlich solche Kreuzzüge waren, und dass die Ritter viele Jahre, sogar Jahrzehnte von Zuhause fern waren, oft sogar nie wieder die Heimat sahen. Jedoch half alles Bitten und Betteln nichts. Der Ritter musste dem Ruf des Herzogs von Zähringen Folge leisten. Beim Abschied versprach ihm sein junges Weib, dass sie auf ihn warten und jeden Abend nach ihm Ausschau halten wolle.

Viele Jahre hindurch erschien zur Dämmerungszeit ihre schöne, helle Gestalt im Turmfenster. Doch nie wieder vernahm eine menschliche Seele die Stimme der unglücklich Wartenden. Im Turm der Burg hing eine Silberglocke. Diese durfte nur in der Christnacht oder zu ganz besonderen Anlässen geläutet werden. Als der Ritter Abschied nahm, läutete diese Silberglocke ein letztes Mal. Denn die junge Frau ließ die Glocke im Burgbrunnen versenken. Sie sollte wieder erklingen, wenn ihr edler Ritter wieder nach Hause kommt.

Tatsächlich sollte der letzte der Heriboths seine Heimat nie wieder sehen. Die Burg zerfiel, doch soll über viele Jahrhunderte ein Geist einhergegangen sein. Man nannte diese Erscheinung anfangs die „weiße Frau". Sie wurde aber nur um den Hüttenbühl herum gesichtet, und so nannten sie die Herbolzheimer eines schönen Tages nur noch den „Hüttenbühlgeist".

Die Silberglocke wurde nie gehoben. Aber an manchen Abenden, in der Dämmerung oder in der Dunkelheit, kann man sie läuten hören ...

Hüttenbühlgeister

Aus: „Clothilde erzählt Herbolzheimer Sagen" nach Claudia Bühler, erschienen im Centaurus Verlag.